Kleidung

Wie ich zum Ausleihen gekommen bin

Selbst wenn ich alle Goldberge der Welt besitzen würde, würde ich sie…
Erstens, für alle zugänglich machen, damit wir uns zusammen um die Schätze kümmern können; zweitens, würde ich mit kleinen Bergabbrüchen nur das Notwendigste (Nötigste?) bezahlen.

Wozu brauche ich viele Bücher zu Hause, wenn ich nachher nicht weiß, wo ich sie alle unterbringen kann? Wozu so viele Kleiderstücke, wenn ich letztlich den Überblick verliere?

 

Als Literaturstudentin musste ich viel Lesen. Obwohl es in Russland ziemlich peinlich ist, wenn man sich neue Bücher nicht leisten kann, machte die Gesellschaft für uns eher eine Ausnahme. Wir waren ständig in der Bibliothek. In Deutschland haben die Studierenden häufig auch keinen Platz für viele Bücher und ihre Sparsamkeit bringt sie auch dazu, die Lesesäle zu benutzen. Nach dem Studium bin ich meiner Gewohnheit, so gut wie keine Bücher selbst zu kaufen, treu geblieben. Das größte Problem waren Zeitschriften, da ich nicht wusste, dass man auch sie in Stadtbibliotheken zur Verfügung gestellt bekommt. Bücher sollten gelesen werden und nicht Staub sammeln. Sie brauchen Wärme und müssen berührt werden, dann leben sie glücklich.

Genau dasselbe gibt für Kleidung.

Ich finde es gut, dass einige nutzlose Kleidungsstücke aus meinem Schrank ihre Besitzer gefunden haben und jetzt geliebt werden. Nun kaufe ich seit Jahren nichts Neues mehr, dennoch habe ich natürlich ab und zu den Wunsch, zur Abwechslung eine neue Bluse anzuziehen.

Wie könnte ich das schaffen?

Entweder bei Second-Hand-Läden oder auf Flohmärkten einkaufen? Gut, aber dafür muss man auch etwas Geld übrig haben. Genauso gut, wie für Artikel auf eBay Kleinanzeigen oder Kleiderverleih. Wer bereit ist, 49€ im Monat für ein Abo bei der Kleiderei zu zahlen, muss auch damit rechnen, dass nicht alle Stücke fair produziert sind und der monatliche Versand auch etwas kostet. Alternativ kann man Kleidung bei  Laremia und der Münchner Firma Dresscoded (Abendkleider und Dirndl) ausleihen. Schaut noch bei Endlos Fesch in Österreich vorbei.

Was immer toll ist, wenn einige Mädels oder sogar viele Genossen aus einer Region zusammenkommen, um ihre Kleidung und bereits gekaufte Bücher oder sonst noch was zu teilen. Kostenlos, versandfrei, fair. Man könnte auch zusammen „grüne“ Brands unterstützen und 30-50 besondere Stücke kaufen und diese gemeinsam tragen. In Ergänzung zur Basic Capsule Wardrobe.

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Dies ist meine Lieblingsmethode, übertriebenen Konsum zu vermeiden und trotzdem modisch und stilvoll auszusehen. Was ist eigentlich Capsule Wardrobe?

Zitat von der Hessnatur Web-Seite:

„Diese Capsule Wardrobe, eine Mini-Garderobe aus Ober- und Unterteilen, Kleidern, Jacken oder Mänteln und Schuhen, besteht ausschließlich aus deinen Lieblingsstücken, die du je nach Stimmung und Bedarf miteinander kombinieren kannst“.

Insgesamt sind es nicht mehr als 35 Stücke pro Saison und sie passen farblich und vom Stil her gut zusammen. Wenn es euch schwerfällt, Klamotten mit Mustern und Ornamenten zu kombinieren, sollte eure Capsule Wardrobe möglichst folgende Aufteilung haben: 80 Prozent Basics und 20 Prozent buntere, auffälligere Items beinhalten.

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Den gesamten Artikel von Hessnatur findet ihr hier.
Mehr dazu hat Anne von Recklessly Restless geschrieben.

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Traut euch auch mal, bei Freunden nach einem Kleidungsstück zu fragen. Eine inspirierende Geschichte für euch:

Als ich mal wieder für irgendeine Hochzeitsparty „nichts zum Anziehen“ hatte, war ich fast deprimiert. Dieses Klischee, „trotz 2 Kleiderschränken nichts zum Anziehen zu haben“, wird uns Frauen von der Werbung dauernd eingetrichtert, um damit den Konsum anzukurbeln. Und wir glauben gern daran – gedankenlos und unreflektiert. In dem Moment habe ich mich davon abgehalten, in den Shop zu gehen und mein Geld auszugeben. Ich hatte auch keine Lust, noch einen Bügel für das in Zukunft völlig nutzlose Kleid suchen zu müssen. Ich ging zu meiner Freundin, die dreimals soviele Klamotten hatte wie ich.
Sie hat mir -zig Kleider angeboten, ihre Schwester dazu noch 15 von sich und ich war echt überfordert und nahm einfach das erste, das mir gefiel und zum Glück auch perfekt passte.
Ich habe auf der Party viele Komplimente für das Kleid bekommen. Beim nächsten Mal lieh ich etwas anderes aus, dann wieder etwas und so weiter. Ich denke nicht, dass bewusste Menschen unbewusstere Konsumenten in dieser Weise „ausnutzen“. Freunde sind meist glücklich, etwas auszuleihen und zu helfen.

Genauso wie Bücher wollen Kleiderstücke geliebt und getragen werden.

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2 Gedanken zu „Wie ich zum Ausleihen gekommen bin“

    1. Liebe Dorie,
      Danke für deinen Kommentar 😉 Hehe ja, das wäre ein sehr guter Vorsatz! Ich habe dieses Jahr schon über 50kg Klamotten und sonstigen Krimskrams entrümpelt und erinnere mich nicht mal daran, was es war! Wohl nichts wichtiges. Hast du Marie Kondo „Magic Cleaning“ gelesen? Das Kapitel über Kleidung ist einer meiner Lieblingsabschnitte.
      LG, Alexandra

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